Andacht Frühling 2023: Leuchten!

An einem lauen Frühsommerabend im Mai 2013: Es ist der erste Abend des Kirchentages in Hamburg, der sogenannte Abend der Begegnungen. Auf den Straßen ist eine Menge Betrieb. Tausende Leute schlendern durch die Straßen, vorbei an Ständen, an denen Essen verkauft wird, vorbei an Bühnen, auf denen Künstler:innen musizieren und singen. Durch die Straßen zieht es die Leute zu Jungfernstieg und Alsterufer hin. Dort werden kleine Kerzen ausgeteilt. Alle bekommen eine. Als es dunkel wird und sich der Himmel allmählich nachtblau färbt, wird es auf einmal ganz still. In diese Stille hinein beginnt das Abendgebet. Gesang setzt ein. Gesang aus tausenden Mündern und gleichzeitig ganz sanft und ganz ruhig. Und während Musik und Gesang über die Alster schweben, zünden die Menschen ihre Kerzen an. Docht wird an Docht gehalten, Licht weitergegeben. Irgendwann leuchten rund um die ganze Alster viele kleine Lichter in die voranschreitende Nacht – miteinander … füreinander. Licht, das in die Dunkelheit hineinleuchtet: so tröstend und Mut machend! Kein Wunder, dass die Bibel voll von Licht ist. Ein Volk, das im Finstern wandert, sieht ein großes Licht. Jesus ist das Licht der Welt. Das Licht, das in der Finsternis scheint, und die Finsternis ergreift es nicht. Und wir? Auch wir sind das Licht der Welt, sagt Jesus. Und dieses Licht sollen wir nicht für uns behalten. Die Fastenaktion „Sieben Wochen ohne“ macht sich das dieses Jahr zum Programm und findet unter dem Motto „Leuchten!“ statt. Sieben Wochen leuchten. Sieben Wochen mutig gegen Finsternis und Dämmerung an leuchten. Trotzig in Stress und Krisen hineinleuchten. Unser Licht weiterreichen. Licht entgegennehmen. Keine Angst vor dem Licht haben. Kein Angsthase sein. Sieben Wochen leuchten – miteinander … füreinander. Wie mit den Kerzen an diesem lauen Frühsommerabend im Mai 2013 an der Alster in Hamburg.

Fynn Harden-Süsterhenn